Heute wird der Austragungsort der EM 2024 gewählt, es stehen die Türkei und Deutschland zur Wahl. Liest man die Wortmeldungen der alten Männer an der Spitze der Firma DFB (von Sportvereinigung zu reden, wäre ein Euphemismus) in den Medien der letzten Tage, scheinen sie die Befürchtung zu hegen, dass das große, erfolgreiche Fussballwunderland Deutschland, das sich doch erst die WM 2006 mit viel Kohle nachhause geholt hat, gegen den Underdog, den Fußballzwerg Türkei unterliegen könnte, so hysterisch sind die Töne…
Statt sich auf Fakten zu berufen (wo die Türkei nicht unbedingt schlechter dasteht als Deutschland) wird politisiert was das Zeug hält: Die Menschenrechte! Die Kurden! Die Politik!!! Und überhaupt, ist es eigentlich erlaubt, dem, dessen Namen in manchen Facebookgruppen nicht zu nennen sei, einen Gefallen zu tun? Schliesslich steht der bekennende Fußballfanatiker zu 120% hinter der Bewerbung seines Landes… aber darf man wirklich zulassen, dass sich ein Lebenstraum ausgerechnet für Lord Tayyip Voldemort, diese Inkarnation des Bösen, erfüllt und er am Ende auch noch profitiert? Wo kämen wir denn dahin, wenn “so einer” profitieren würde?
Erstmals stimmen die 18 Jurymitglieder anonym über die Vergabe ab – auch hinterher soll nicht bekannt gegeben werden, wer wie abgestimmt hat. Kann durchaus sein, dass der eine oder andere dem mächtigen Fußballdeutschland gerne mal eins auswischen möchte… auch wenn ich persönlich davon ausgehe, dass sich das Kommittee wohl der derzeit herrschenden political correctness beugen wird, die vorgibt “ja nichts positives in Bezug auf die Türkei” – und trotz aller dagegen sprechenden Fakten die EM nach Deutschland vergibt.
Auf einem anderen Blatt steht, dass die Türkei einfach mal dran ist mit der Ausrichtung eines großen Turnieres, mehr als zwei Dutzend neue Stadien wurden in den letzten Jahren gebaut, die Infrastruktur massiv ausgebaut und dass Großprojekte auch unter Zeitdruck fertig gestellt werden können, hat sie auch bewiesen.
Nicht zuletzt wäre eine Entscheidung zugunsten der Türkei auch ein machtvolles politisches und gesellschaftliches Symbol. Eine Ablehnung würde bei Millionen türkischer Fußballfanatiker in ganz Europa als Bestätigung dessen angesehen werden, was sie seit Jahren ohnehin denken und die türkischen Medien massiv befeuern: “wir wollen Euch nicht in unserem Kreis…” Es gibt ja nicht umsonst das Sprichwort “Der einzige Freund des Türken ist der Türke”. Eine Vergabe an Deutschland würde als Ablehnung begriffen und es wäre als Signal sehr fatal.
Dreimal scheiterte die Türkei bereits mit einer EM-Bewerbung für die Turniere 2008, 2012 und 2016 denkbar knapp mit 6:7-Stimmen an Frankreich.
Ab 15 Uhr wird das Ergebnis erwartet. Um 13 Uhr findet die Präsentation der beiden Bewerber statt. Die türkische und deutsche Delegation werden unter Ausschluss der Medien zunächst ein Video zeigen und anschließend 15 Minuten Rede und Antwort stehen. Wer beginnt, legt übrigens das Los fest. Für den DFB werden unter anderen Teamchef Joachim Löw und Weltmeister Philipp Lahm zugegen sein. Anschließend werden durch die UEFA-Administration noch die Bewerbungsdossiers evaluiert.
Wahlberechtigt bei der geheimen Abstimmung sind 18 Funktionäre, sofern sie in Nyon vor Ort sind – ansonsten verfällt die Stimme. Grindel und sein Amtskollege vom türkischen Verband, Servet Yardimci, dürfen als Bewerber nicht abstimmen. Den Vorsitz der Sitzung übernimmt UEFA-Präsident Aleksander Ceferin. Bei Stimmgleichheit bestimmt der Sitzungsleiter den Sieger. Wenn er will, kann er dies per Losentscheid tun. Dabei dürfte sicherlich hilfreich sein, dass der DFB die Wiederwahl von Ceferin am 7. Februar 2019 unterstützt.
Kommentar hinterlassen