Angekommen. Tagebuch einer Ausgewanderten

Gedanken über “soziale” Medien

Da ich – mal wieder wegen eines eher harmlosen Kommentars bei Facebook gesperrt bin… dieses Mal für 30 Tage (also noch bis zum 17. November), habe ich meinem Blog ein paar Änderungen spendiert und werde meinen Senf in Zukunft öfter hier ablassen; Facebook werde ich dann nur noch zum Promoten dieses Blogs benutzen. Ohne gehts ja leider (noch) nicht. Die sozialen Medien haben unser ganzes Leben druchdrungen, die Debatten verändert und selbst die “Netiquette” aus den Anfangszeiten des Internets werden ziemlich oft nur noch belächelt. 

Viele wissen gar nicht mehr was “lol” oder “rofl” bedeutet und dass schreiben in Großbuchstaben als unhöflich, weil “Anschreien” gilt. Zeitgenossen, die im “richtigen Leben” nette und umgängliche Zeitgenossen sind, werden zu unerträglichen Wadenbeißern in der scheinbaren Anonymität der sozialen Medien. Vielen ist auch gar nicht bewusst, dass sie selbst nur benutzt werden. Sie teilen – oft einfach nur naiv und impulsiv – Memes und screenshots von Bildern und Texten, deren Wahrheitsgehalt sie gar nicht überprüft haben, auch weil sie oft so einfache, verführerisch zustimmungsfähige Botschaften enthalten. 

Empören ist halt  einfacher als informieren

… und geht vor allem müheloser, schneller. Aber wir sind letztlich alle verantwortlich für die zunehmende Eskalation im Netz; und da nehme ich mich selbst nicht aus. Wie wir das ändern können? Da bin ich selber ratlos… eine:r allein kann da gar nichts ausrichten und sich komplett auszuklinken heisst nur, die Segel zu streichen und dem Mob das Feld zu überlassen. Genau das ist die Absicht der oft gezielten Aktionen vor allem aus dem neurechten Spektrum: eine Mehrheit vorgaukeln, wo nur mehr Lärm vorhanden ist. Die Diskussion und die Grenzen des Sagbaren immer weiter nach rechts verschieben, dabei andere mundtot machen… und sich gleichzeitig als Opfer darstellen, wenn man Gegenwind bekommt.

Wenn sich da nicht alle anständig Gebliebenen entschieden dagegen stemmen, werden sie langsam aber sicher die Verrohung der Debatte weiter voran treiben – und an den vielen Angriffen auf muslimische Frauen mit Kopftuch, auf Juden mit Kippa oder nur auf Menschen, die andere im Job (wie es ihre Aufgabe ist) auf das Tragen der Maske hinweisen, sieht man auch, dass der Hass langsam aber sicher ins reale Leben sickert. 

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