Angekommen. Tagebuch einer Ausgewanderten

Diese Katze, diese Pflanze und dieses Kind existieren nicht!!

Lasst. Das. Bitte. Sein!!!

Ich kann diese künstlich erzeugten Fakebilder echt nicht mehr sehen. Mir macht Angst, dass echte Fotos offensichtlich nicht mehr gut genug sind – das massenhafte Teilen dieser irrealen Bilder verzerrt die Realität und unsere Wahrnehmung! 

Das geht ja schon so weit, dass ganz normale User irgendwelche Facebook-Spielereien nutzen, um künstlich geschönte Bilder von sich selbst erstellen zu lassen…. dabei denkt man sicher überhaupt nicht daran, dass das so gespeicherte Bild auch für ganz andere (unschöne) Zwecke genutzt werden kann. Wollt ihr wirklich Euer Spiegelbild irgendwann mal in einem Porno oder einem gefälschten Pass sehen? 

Auch politische Parteien (insbesondere des rechten Spektrums) setzen auf Ki, um ihre Ideale insbesondere bei Familie und Kindern bildlich darzustellen… und das meistens noch ziemlich schlecht (gottseidank NOCH sehr schlecht und eher albern) 

Man sieht es doch – die Haut ist zu glatt, die Gesichter zu regelmäßig, die Szenen sind künstlich oder komplett überzeichnet. Oft stimmen die Proportionen nicht, da ist mal ein Finger zuviel und hier hat die Katze statt einer Pfote einen zweiten Schwanz… von oft grenzdebilen Gesichtsausdrücken mal ganz zu schweigen… 

So stellt sich die AfD aufrechte Deutsche beim “Genussmonat” vor, den sie als Gegengewicht zum Ramazan ausgerufen hat

Ich weiß nicht, was so viele auf Facebook an diesen Bildern so mögen. Auf mich wirken sie so angenehm wie lauwarm getrunkene Diabetes-Testlösung: so überzuckert und unnatürlich, dass einem eigentlich das vorher gegessene gleich wieder hochkommt. Ganz davon abgesehen dass viele  – insbesondere sehr junge Mädchen – dann ihr eigenes Aussehen mit diesen Fakebildern vergleichen und an ihrem Spiegelbild mit ein paar Pickeln, Schlupflidern oder angeblich zu schmalen Lippen verzweifeln. 

Dabei sind diese vermeintlich “ach so süßen” Bilder noch harmlos… 
Richtig schlimm wird es dann, wenn solche Fotos mit der Absicht, andere Leute zu betrügen  – wie aktuell mit diesen komischen “Katzenaugen-Pflanzen”, die es natürlich gar nicht gibt, aber lustig Samen dafür im Internet verkauft werden… 

Wobei der Ersteller der Webseite auch noch so dumm ist, einen angeblichen lateinischen (wissenschaftlichen) Namen zu schreiben… man muss diesen nur bei Google eingeben und sieht sofort, dass das ganz andere Pflanzen sind …  Aber auch das ist noch pillepalle gegen die Fotos bekannter Persönlichkeiten, die dann auch oft täuschend echt aussehen – eben weil deren Fotos millionenfach im Netz vorhanden sind … denn nichts anderes macht die “künstliche Intelligenz” – sie nutzt im Internet vorhandene Daten, um daraus etwas “neues” zu erstellen.  

Und da sind wir – neben der Irreführung und den Betrugsversuchen – schon beim eigentlichen Problem: Wer immer irgendwas ins Netz stellt, sei es ein Bild oder ein Text, füttert damit die Software der KI, die dann irgendwann mal den Job des menschlichen Urhebers obsolet macht.

Früher haben wir mal gedacht, Künstliche Intelligenzen / Roboter übernehmen mal die lästigen Arbeiten wie Putzen, Fließbandarbeit oder Waschen und Bügeln und wir können derweil kreativ werden, Gedichte und Bücher schreiben oder malen und fotografieren. Fakt ist aber: Wir putzen, waschen und bügeln immer noch, während die KI Gedichte schreibt und malt.

Wollen wir das wirklich???

Wollen wir wirklich, dass nur noch vorhandenes durch eine Software genudelt wird und aus den Fragmenten etwas entsteht, das wir als “neu” und “schön” empfinden? Sind wir nicht schon genervt genug von den ewigen Wiederholungen und Nachahmungen im TV, brauchen wir das nun auch noch in Text und Bild? 

 Mir als kreativen Menschen, der malt, zeichnet, fotografiert und auch textet, verdreht sich das Herz im Leibe, wenn ich diese süßlich falsche Bilderflut im Netz sehe. 

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