Kappadokien mit Kindern

Die Feriensaison naht und gerade mit Kindern, die mehr wollen als Strand und Pool, kann es eine Herausforderung sein, ein interessantes Programm zusammenzustellen – besonders wenn man alles Gängige schon mal gemacht hat und etwas “Neues” her muss…. Kappadokien ist da eine Wunderwaffe und wird nie langweilig, auch nicht nach dem x-ten Besuch. Und es lohnt sich absolut, den doch ziemlich weiten Weg auf sich zu nehmen.  Ganze 560 Kilometer mit Kindern im Bus? Geht gar nicht, denkt man sich sofort – und schon gar nicht mit nur 2 Übernachtungen…. viel zu anstrengend.  Nervig…. dabei ist die Dreitages-Tour, die überall Standardmässig als Schnuppertour für wenig Geld angeboten  wird, für grössere Kinder wirklich perfekt und Kappadokien, das Land der Feenkamine, ein einziger grosser Abenteuerspielplatz. Zum Kennenlernen und „sich Plätze merken“ wo man noch einmal hin möchte, sind die – natürlich durch Promotionen gesponsorten – Touren wunderbar geeignet.

Blick über Ortahisar

Zuviel darf man natürlich nicht erwarten, zumindest an Komfort, Service und Reiseleitung. Auch dass Restaurants „in the middle of Nowhere“ angesteuert werden, bei denen man keine Ausweichmöglichkeiten hat, liegt in der Organisationsstruktur dieser Touren, bei denen hauptsächlich durch Sponsoren Geld verdient wird, die für das Privileg zahlen, angefahren zu werden. Das gilt für Restaurants ebenso wie für die Töpferei, die Onyfabrik und den Lederladen. Aber es hält sich in Grenzen und die Vorstellungen und Infos bei Onyx und Keramik waren wirklich interessant – sogar für die Kinder.

Töpfereibersichtigung in Avanos
in der Onyxschleiferei

Wie kommt man nun auf die Idee, als langjährig in der Region lebend eine solche „Touristentour“ mitzumachen? Ganz einfach – schnell entschlossen, schnell gebucht. Mit 4 Frauen und 4 Kindern gehts nicht so einfach per PKW, schon gar nicht, wenn noch keiner so richtig in Kappadokien war…
Also fanden wir uns dann morgens um 5 zusammen mit anderen Touristen im Bus Richtung Kappadokien. Für die Kinder erstaunlicherweise stressfrei, denn man fährt zwar längere Strecken, aber es werden immer wieder kleine Erholungspausen eingelegt. Erster großer Stopp ist das eindrucksvolle Mevlana-Museum in Konya, das im Hochsommer von einem Blütenmeer umgeben ist.

Mevlana Museum in Konya

Für uns wirklich interessant, da wir schon da waren und die Hintergründe kennen – für die Touristen: leider Fehlanzeige. Der Reiseleiter war dann wohl mal ein Käffchen trinken. Danach ging es dann weiter über die sehr eintönige anatolische Hochebene zwischen Konya und dem Ihlara Tal, das den Beginn von Kappadokien markiert. Diese 2-3 Stunden kann man getrost verschlafen, ausser sanft geschwungenen Hügeln und einem weiten Himmel sieht man nichts auf der kerzengeraden Strecke. Erinnern Sie sich noch an das alte Windows- Computer Hintergrundbild? Genauso sieht es aus. Stundenlang.
Der erste Stopp war dann schon ein Highlight, eine der 36 unterirdischen Städte stand auf dem Programm. Diese wurden von den frühen Christen als Zufluchtsorte genutzt, allerdings nur von Frauen und Kindern, während die Männer an der Erdoberfläche kämpften. Für die Kinder ist es ein riesiger Ort zum Verstecken spielen – die Gefahr, sich zu verlaufen oder abzustürzen, ist gleich null. Alle Löcher sind vergittert und die Ein- und Ausgänge jeweils mit blauen und roten Pfeilen markiert.

Am Nachmittag kamen wir dann an unserem Hotel an – praktischerweise mitten im kleinen Ort Ortahisar mit seiner beeindruckenden Felsenburg. Das Hotel war sehr einfach, ohne jeglichen Komfort, aber sauber. Das Essen war genau so, wie man es bei diesem Preis erwarten kann. Etwas lieblos, kalt, aber… nun ja. Man kann´s essen.

Die Pension in Ortahisar. Das beste daran: unten drin ein Supermarkt

Ortahisar ist ein kleiner Ort, aber es gibt vie zu entdecken, nicht nur für die Kinder. Überall wird restauriert, es finden sich Wandbilder, Pforten, Wasserspeier… und unterhalb der Burg ein nettes „Ottoman Winehouse“ – die sympathische Besitzerin war lange Jahre in Deutschland und spricht neben sehr gutem Deutsch auch Spanisch und Englisch. Hier kann man Weine probieren und sich auch mit typisch kappadokischen Wein eindecken.
Abseits der Buspfade sind die Preise erstaunlich gering, eine (hässliche, aber naja, Kind 1.0 mag sie und Kind 2.0 muss sie dann unbedingt auch haben) Lampe aus Gips in der Form der Feenkamine für 5 TL, das Algida Eis kostet dasselbe wie in Alanya und auch die örtlcihen Supermärkte haben keine Touristenpreise.

Souvenir-Shops in Çavuşin

Dem Vernehmen nach muss man in Ortahisar auch gut feiern können, das sieht man an den verquollenen Augen unserer holländischen Mitfahrer am nächsten Morgen.

Der zweite Tag ist sehr anstrengend und steht ganz im Zeichen von Kappadokien – ein Spot nach dem anderen wird abgehakt… Liebestal, Taubental, Kamel, Çavuşin, Göreme Panorama, Höhlenkirche, Avanos, Roter Fluss…. ja Sie lesen richtig: alles an einem Tag. Gegen 16 Uhr macht sich bei den Großen Ermüdung breit, die Kleinen sind noch voll Tatendrang… „aber heute abend klettern wir noch auf die Felsenburg!!!“

Blick über das Göreme Tal am frühen Morgen
Ein Muss ist der Stop am berühmten…..
…. “Kamelfelsen”. Das Foto ohne Touristen zu erwischen war eine echte Herausforderung.

Die Eindrücke erschlagen einen geradezu – aber die Burg, zu erklimmen über sehr steile aber sehr gut gesicherte Metalltreppen. Bis oben sind es etwa 12 Stockwerke. Der Ausblick weit über das Tal entschädigt für die Mühen, auch die interessanten Menschen, die man hier trifft… erst ein Trupp Türkinnen aus Hannover und dann tatsächlich – perfekt türkisch sprechende Koreaner, die als Rentner ihren Lebenstraum erfüllten und durch die Türkei reisen – nicht ohne vorher die türkische Sprache fliessend zu beherrschen. Hochachtung!

Der Blick über Ortahisar von der Spitze der Felsenburg – überwältigend!
Die Felsenburg überragt alles

Nach dem Abendessen die „Typisch“ Türkische Nacht…. sehr bauchtanzlastig, teilweise sachlich total falsch (Hennanacht mit Männern, die mit den Kerzen in der Hand tanzen???) aber ausgesprochen guter Bauchtänzerin. Ein unterhaltsamer Abend, vor allem wegen des nie versiegenden Getränkenachschubs…. doch man sollte es eher als „Partynacht“ verkaufen, typisch türkisch war da so rein gar nichts – selbst der regionale „Löffeltanz“ und der „Brauttanz mit Wasserkrügen“ fehlte. Trotzdem ein schöner Abend… zumal die Kinderlein dann doch aufgaben und irgendwann selig am Tisch einschlummerten…

“Türkische Nacht” – Touristenbespaßung, nur mti feierfreudiger Gruppe geniessbar

Am nächsten Morgen hiess es dann noch nach einer kurzen Rundfahrt durch das Ortahisar-Tal Abschiednehmen von Kappadokien…. und schon gegen Abend waren wir wieder zurück zuhause in Alanya und Manavgat. Für die Kinder zwischen 7 und 12 Jahren war es absolut problemlos.

Es war ein anstrengender „Intensiv-Schnellkurs Kappadokien“ mit dem Fazit, dass man das unbedingt noch einmal wiederholen muss – in der Gruppe, aber mit PKW oder Minibus auf eigene Faust.. schliesslich steht die obligatorische Ballonfahrt noch aus. Und das Schlafen im Höhlenhotel… und das Stöbern in den unzähligen Trödelläden und Ständen ohen Zeitdruck.

ÜBER DIE TOUR:
3 Tage , 2 ÜN/HP im ca 2-Sterne-Hotel, Fahrt im komfortablen Achtzehnsitzer-Bus, Reiseleitung und Eintritte inklusive. Kosten 60 Eur pro Person. Nebenkosten vor Ort etwa 40-50 Eur für Mittagessen und Getränke, 25 Eur für die Türkische Nacht (All inkl.) und 150 Eur für die Ballonfahrt Abfahrt jeweils Dienstags und Freitags. Buchbar in allen gängigen Reisebüros

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