Sehnsucht nach der Adventszeit???

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IMG 0651Alle Jahre wieder kommt die Zeit, in der sich viele Residenten trotz Sonnenschein und „Fastnochbadewetter“ irgendwie ein bisschen nach Deutschland träumen… Vorweihnachtszeit! Adventsgestecke, Kerzen, Glitterflitter und Lichterketten gibt es ja auch hier, sogar einen tollen Weihnachtsmarkt und einen riesigen, zugegebenermaßen in den endlosen Wäldern von Polyethylenien gewachsenen Weihnachtsbaum…. in den Supermärkten klingelte sogarungelogenletztes Jahr Ende Dezember „Jingle bells“ durch die Lautsprecher. Da werden Plätzchenrezepte ausgetauscht und stolz die Fotos auf Facebook geteilt, die Ente für Heiligabend vorbestellt und jede Menge Deko aufgebaut. In der Metro gibts alle Jahre wieder Stollen und Lebkuchen, man glaubt es kaum, in kürzester Zeit ausverkauft…

Nur der Blick aus dem Fenster passt nicht so zur „gemütlichen Vorweihnachtszeit“schon gar nicht in diesem Jahr. Entweder gewittert es und die Kerzen werden ohnehin angezündet (und zwar gleich alle 4 vom Adventskranz), weil der Strom ausfällt. Oder es herrscht strahlender Sonnenschein und es fällt mir ziemlich schwer, meinen Plastikschneemann auf den Tisch zu stellen, wenn sich draussen bei 20 Grad die Palmen leise im Wind wiegen und die Bäume im Garten mit Mandarinen voll hängen. Nicht mal bei Hanci gibts dieses Mal DAS Wintergetränk schlechthin, den Salep. Zu warm, bescheidet mich der Kellner. Ob ich nicht lieber einen Eiskaffee wollte, fragt er mich liebenswürdig. Eiskaffee. Ende November. Nicht im Ernst, oder?

Und dann packt sie mich doch so ein kleines bisschen, die Adventssehnsucht. Nach Weihnachtsmärkten und Mistelzweigen, nach dem Duft von Tannengrün und Zimt und Glühwein, Nach abgefrorenen Zehen und roten Nasen und Stolpern durch den Wald zum Weihnachtsbaum-Schlagen. Nach dem stundenlang tagenden Familienrat, was denn nun am Heiligabend gekocht wird (und es dann doch, wie schon seit gefühlten Jahrhunderten, frische Räucherforelle mit Kartoffelgratin und Feldsalat und zum Nachtisch Tiramisu gibt). Obwohl ich genau weiss, dass es mich spätestens nach einer Woche nerven würde, die Hetzerei, der Backstress (meine Mutter backt ungefähr 20 Kilo Plätzchen, 17 verschiedene Sorten. Plus Stollen und Lebkuchen). Einkaufen in letzter Minute, Verkehrschaos, nur weil einer auf der Zufahrtsstrasse in den Taunus „SCHNEEFLOCKE“ schreit…

Irgendwie ist es mir dann doch lieber in Alanya, mein Adventskranz besteht aus Treibholz und Muscheln, die Lichterkette hängt im Garten über dem Grill und Plätzchen backe ich sehr zur Freude meiner türkischen Nachbarinnen sowieso das ganze Jahr. Halt nicht 20 Kilo auf einmal. Ich muss mich nicht mit Wunschlisten von der Dicke des Frankfurter Telefonbuchs rumschlagen und nicht entscheiden, welchen der billigeren Wünsche ich jetzt meinen Kindern erfülle („Nein, kein Pony!!!“), da es zu „Yilbasi“ (Silvester) ohnehin nach neutürkischer Tradition nur Kleinigkeiten gibt.

Und ein Weihnachtsmarkt, auf den man sich den ganzen Winter freut, weil es ihn nur an einem Sonntag gibt, hat auch seinen Reiz. Und wenn mich doch mal die Sehnsucht und die Sentimentalität packt, wird im TV ja mindestens 27 mal auch dieses Jahr wieder „Drei Nüsse für Aschenputtel“ und „Der kleine Lord“ wiederholt. Das reicht dann wieder für 11 Monate, in denen ich so gut wie gar nichts vermisse… Schöne, sonnige Vorweihnachtszeit!

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