Beeinflussung durch Weglassen oder Bildauswahl…
Nicht nur durch negative Berichterstattung kann man ein Land oder einen Politiker negativ darstellen.
Auch durch schlichtes Weglassen oder marginalisieren positiver Nachrichten kann man die öffentliche Meinung steuern. Bestes Beispiel in den vergangenen Tagen: dass ein türkisches Paar auf seine Hochzeitsfeier verzichtet hat (die in der Türkei ja bekanntermaßen eine sehr teure Prestige-Angelegenheit ist), um 4000 Flüchtlinge zu versorgen, fand zwar den Weg in die Deutschen Medien, war aber irgendwo in klein unter “vermischtes ” versteckt. Genauso eine Schiesserei in Barcelonas Fußgängerzone, bei der es mehrere Verletzte gab. Dieselbe Schießerei in Antalya hätte es sicher auf die Titelseite geschafft.
Eine andere, sehr perfide Art der Beeinflussung ist auch die Auswahl der Bilder. Vergleicht mal die (aus der Sicht der deutschen Presse) verwendeteten Fotos von Erdoğan und Demirtaş, fällt auf, dass in vielen Fällen Bilder des ersteren diesen mit großer Geste und wutverzerrtem Gesicht zeigen – also unsympathisch und abschreckend. Wobei man feststellen muss, dass es zwei oder drei Bilder aus den vergangenen Jahren sind, die den Staatspräsidenten wirklich sehr unvorteilhaft zeigen und die immer wieder verwendet werden, wenn man ein Symbolbild “Türkei” braucht. Der zweite dagegen wird ausschliesslich in generöster Gestik, lächelnd, freundlich gezeigt, mal mit Klampfe, mal mit PKK-Schal (sind ja alles nur Freiheitskämpfer) – aber er wird deutlich “romantisiert”. Die Macht der Bilder wirkt direkt auf die emotionale Ebene und selbst wenn der Text positiv wäre, würde die gezeigte Person negative Empfindungen hervorrufen, wenn sie auf dem Bild wütend oder bedrohlich gezeigt wird.
Als Fotograf auf einer Pressekonferenz (oder öffentlichen Veranstaltung) lässt man meist den Finger auf dem Auslöser und hat dann entsprechend große Auswahl. Die manchmal sehr schwere Aufgabe des Redakteurs ist es dann, das Bild passend auszuwählen. Entweder zum Text oder zum gewünschten Effekt…. das Argument, dass es von Erdoğan halt mehr negative Fotos gibt als von Demirtaş, zieht nicht wirklich…. Die Auswahl trifft immer noch der Fotograf bzw. Redakteur. Es ist jetzt auch nicht unbedingt ein Artikel gemeint, wo über die (wahrlich genügend vorhandenen) verbalen Ausfälle des Staatspräsidenten berichtet wird (wo ein Bild mit erhobener Faust oder verzerrtem Gesicht noch einigermaßen Sinn machen würde) sondern die unzähligen Türkei-Artikel, wo es nur indirekt oder gar nicht um Erdoğan selbst geht, sondern in erster Linie darum, ein bestimmtes Bild zu vermitteln. Hier soll auch keinerlei politische Aussage getroffen werden, sondern es geht mir einfach nur darum, das Türkei-Bild in den Medien zu beleuchten…
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